U4: Modernisierung im Hintergrund. Eine Geschichte vom Wettlauf gegen die Zeit

Redaktion 05.08.2025
Lesedauer: 5 Min.
Gleisbauarbeiter bauen in der Nacht neue Gleise ein

Warum gibt es immer wieder Baustellen auf der U4? Und warum dauern sie so lange? Hier erfahren Sie, was es bedeutet, eine 120 Jahre alte U-Bahn-Linie zu modernisieren und warum unsere Fahrgäste davon meist wenig mitbekommen.

Wir haben drei Stunden

Kurz nach Mitternacht, wenn der letzte Zug die Gleise verlässt und die Stadt zur Ruhe kommt, beginnt auf der U4-Strecke ein Wettlauf gegen die Zeit. Drei Stunden stehen dem Team zur Verfügung. Sie sind minutiös geplant und streng getaktet. Jeder Handgriff muss sitzen: Gerätschaften und Materialien werden auf die Strecke gebracht, dann wird gearbeitet. Bis die U-Bahn in den frühen Morgenstunden wieder ihren Betrieb aufnimmt, muss alles wieder abtransportiert sein.

Auf diese Art wurden innerhalb eines Jahres allein 1.600 Pfähle mit einer Länge von 14 Metern in das Mauerwerk entlang der U4-Trasse eingebaut, um die Wand zu stabilisieren und für die kommenden Arbeiten vorzubereiten. Aber nicht immer läuft es nach Plan. Der Baualltag ist gespickt mit Überraschungen: Manchmal stößt man zum Beispiel auf alte Gas- oder Wasserleitungen, die in keinem Plan verzeichnet sind. Dann sind Kreativität und schnelle Lösungen gefragt – denn Verzögerungen können wir uns nicht leisten.

U4-Modernisierung kennt keine Ferien

Während also viele Arbeiten in der Nacht stattfinden, erfordern manche Maßnahmen, die an die Substanz gehen, umfangreiche Sperren. Die Sommerferien bieten sich dafür besonders an, denn in dieser Zeit sind rund 20 Prozent weniger Fahrgäste unterwegs. Diese Sanierungsmaßnahmen umfassen alle Bereiche der ehemaligen Stadtbahn-Strecke - vom Bodenbelag über Gleise bis hin zu Tunneln und Brücken. Für die Gesamterneuerung der Abschnitte Hütteldorf–Schönbrunn und Karlsplatz–Längenfeldgasse waren Sperren von mehreren Monaten erforderlich. Nur so konnte die Grundsubstanz der historischen Bauwerke wieder instandgesetzt werden. 

Trotzdem gilt: Einschränkungen für Fahrgäste sollen so gering wie möglich bleiben. Hinter jeder Baustelle steckt ein durchdachtes Konzept, das sicherstellt, dass Wien auch während umfangreicher Arbeiten in Bewegung bleibt. Wir verdichten Intervalle anderer Linien, setzen größere Fahrzeuge ein und leiten bestehende Linien so um, dass gute Umsteigemöglichkeiten bestehen. Wo es sinnvoll und möglich ist, bieten wir Ersatzangebote an. 

Bis heute haben wir den Zeitplan unserer U4-Sperren jedes Mal eingehalten: Kein einziges Mal war die U4 eine Stunde länger gesperrt als geplant.

Unser Ziel: die U4 für die nächsten 100 Jahre fit machen

Die Vision ist klar: Die U4 soll für kommenden Generationen erhalten bleiben und noch zuverlässiger werden. Dafür greift das Team tief in die Substanz eines 120 Jahre alten Bauwerks ein – bei jedem Wetter und unter allen Bedingungen. Der Anspruch: So bauen, dass die Infrastruktur Jahrzehnte hält.

Gut zu wissen:

Im Rahmen der Modernisierung wurden zusätzliche Gleisverbindungen geschaffen, die bei Störungen einen Gleiswechsel ermöglichen – für einen noch zuverlässigeren Betrieb der U4.

Und wann ist die U4 endlich fertig?

Der Wunsch nach schnellen Lösungen trifft bei Öffi-Baustellen auf die Realität von Mammutprojekten. Aktuell meistert das Team eine weitere Herkulesaufgabe: die Erneuerung der Tunnelträger unter dem Franz-Josefs-Kai. Sie sind das Rückgrat des U4-Tunnels und sorgen für die notwendige Stabilität. Aufgrund ihrer Lage unter einer stark befahrenen Straße sind sie enormen Umwelteinflüssen ausgesetzt und müssen erneuert werden. Rund um die Uhr wird im engen Tunnel zwischen Schottenring und Friedensbrücke gearbeitet, damit die U4 ab 1. September wieder fahren kann.

In den kommenden Jahren folgen noch weitere Arbeiten, die aber keine monatelangen Streckensperren mit sich bringen: die Sanierung von Bahnsteigen, die Erneuerung von Gleistrassen für einen schnelleren Betrieb und die laufende Erneuerung von Gleisen und Weichen, die bei allen Schienenstrecken notwendig ist.

Fazit: Die Modernisierung der U4 ist ein Kraftakt, der von hunderten Menschen möglich gemacht wird. Doch jede unserer Baustellen sorgt dafür, dass wir in Wien auch in Zukunft verlässliche und sichere Öffis haben.

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