Zum Kunstwerk
U3-Station Ottakring
Margot Pilz, U-Turn. 1998
Installation aus Nirosta-Stahl (3,6 x 3 x 0,9 m, Gewicht ca. 1,8 t), Video, Infopoint
Video- und Internetkunst erlebte in den 1990er Jahren ihre Hochblüte. Die international renommierte Video- und Fotokünstlerin Margot Pilz plante schon lange vor Baubeginn der U3-Verlängerung nach Ottakring ein Kunstwerk, das als interaktives Informationssystem aktuelle Auskünfte über das Wiener Verkehrsnetz und über die damals bereits vorhandenen Kunstwerke in den U-Bahn-Stationen Auskunft geben sollte.
Margot Pilz entwarf ein gewaltiges U aus Metall, das in der Halle und von außen sofort wahrnehmbar ist und das an seinem Platz verankert werden musste, ehe die Stationshalle um das Kunstwerk herum fertiggebaut werden konnte. Ein für das damalige Wien völlig neuartiges Werk war entstanden: ein multimediales „Gebrauchskunstwerk“ (Margot Pilz), eine Symbiose aus Kunstwerk und Informationssystem.
Der Titel „you turn“, in dem die englische Aussprache des „U“ und des „Du“ miteinander verschmelzen, verdankt sich der damals von Jugendlichen entwickelten SMS-Kurzsprache und bezeichnet gleichzeitig die Form des Kunstwerks selbst, markiert die Wendestelle der U3 und appelliert an die PassantInnen, eine Wende einzuleiten, sich neu zu orientieren, das eigene Leben zu überdenken.
Das multifunktionale „U-Turn“ ist ästhetischer Blickfang und Informationszentrum. Das Projektes wurde mit den Ende der 1990er Jahre verwendeten technischen Informations- und Datenverabeitungssystemen realisiert: einer mit Touchscreen verbundenen, online installierten CD, auf der die vor 1998 geschaffenen Kunstwerke in den Wiener U-Bahn-Stationen vorgestellt werden, und einer Standleitung zum damaligen Verkehrs-Informationssystem der Wiener Linien, das über Fahrpläne, Verbindungen und Abfahrtszeiten Auskunft gab.
Diese Systeme werden heute nicht mehr verwendet, die Information über die Kunstwerke ist nicht aktuell. Wir arbeiten zur Zeit an einem Konzept, um unter Wahrung der ästhetischen Werte die von Margot Pilz gewünschte Funktion des Kunstwerkes wieder herzustellen.
Zur Künstlerin
Margot Pilz, geboren 1936 in Haarlem, Niederlande, war die erste Frau, die ein Wiener U-Bahn-Kunstwerk schuf. In intensiver Auseinandersetzung mit Standort und Umgebung gestaltetet Margot Pilz für die U3 eine Arbeit, mit dem sie ihr Werk, das immer schon auf Wirkung im öffentlichen Raum konzipiert war, bruchlos weiterführt. Sie studierte an der Höheren Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien und legte 1975 ihre Meisterprüfung als Fotografin ab. Sie arbeitete als Mode-, Porträt- und Werbefotografin und hatte Lehraufträge u.a. an der Technischen Hochschule in Wien.
Seit 1977 ist Margot Pilz Mitglied der „Internationalen Arbeitsgemeinschaft bildender Künstlerinnen – INTAKT“, seit den frühen 1980er Jahren gestaltet sie Kunstprojekte im öffentlichen Raum (u.a. 1982 Kaorle am Karlsplatz), seit 1986 arbeitet sie mit Computern.
Margot Pilz gehört zu den Konzept- und MedienkünsterInnen der ersten Stunde. Ihr Zugang ist experimentell, radikal, aktionistisch und feministisch, er speist sich aus dem Geist der Avantgarde der 1960er und 70er Jahre, deren Bedeutung heute wieder anerkannt wird.
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