Zum Kunstwerk
U3 Johnstraße
Michael W. Schneider, übertragung. 2011
Polymer- und Holzdrucke, übertragen auf Sieb, Siebdruck auf Email, gebrannt
Michael Schneiders Bilder laden zu einer oberirdischen Entdeckungsreise entlang der U3 ein.
Die Dachlinien prägnanter Gebäude erscheinen uns vertraut und doch rätselhaft – unwillkürlich fragen wir uns, was und wo das Gebäude doch sei.
Aufgenommen wurden die Fotos mit einer Digitalkamera, im Computer bearbeitet und auf Polymerplatten belichtet. Die Polymerplatten wurden im Tiefdruckverfahren auf zartes japanisches Washi-Papier im genauen Format der Paneele der U-Bahn-Wandverkleidung gedruckt.
Auf die oberen Hälften des Formats druckte Schneider im Hochdruckverfahren Holzdrucke, die er mit spitzen Steinen in die Holzplatten geschlagen hatte. Polymer- und Hochdrucke erfolgten nicht in der Druckerpresse, sondern von Hand mit dem japanischen Barren.
Die fertigen Drucke auf dem Washi-Papier wurde digital fotografiert und im Verhältnis 1:1 auf Siebe belichtet, die als Siebdrucke auf Emailpaneele gedruckt wurden. Diese bedruckten Paneele wurden im Emailofen bei 800°C gebrannt.
Der Titel des Werkes, „übertragung“, bezieht sich auf alle Ebenen des Werkes. Erstens meint er die Übertragungen der Bilder von einer Drucktechnik in die andere, die notwendig wurden, um die künstlerische Idee an die Wand zu übertragen. Zweitens meint der Titel die Übertragung der Bilder oberirdischer Gebäude als Erinnerungs- oder Rätselbilder in den Untergrund und die Rückübertragung an die Oberfläche in unserem Gedächtnis.
Und drittens meint Übertragung die Holzdrucke in den oberem Hälften der Paneele, mit denen Michael Schneider die Gebäude formal und inhaltlich kommentiert und die sichtbare Wirklichkeit in seine Zeichenwelt überträgt. Als Beispiel sei das „oval office“, die Wiener U-Bahn-Leitstelle erwähnt, das Schneider mit einem stilisierten Netzplan der Wiener U-Bahn kombiniert.
Zum Künstler
Michael W. Schneider wurde 1967 in Innsbruck, Tirol, geboren. Er studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien (Diplom bei Prof. Maximilian Melcher) und an der Tokyo Kokoritsu Geijitsu Daigaku (Tokyo National University of Art, Diplom bei Prof. Tetsuja Noda).
Seitdem sind seine Werke in Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen in Europa, in der Türkei, in Japan, Korea, China, Kanada, Nord- und Südamerika präsent. Seit 1990 arbeitet er intensiv in den Techniken des Holzschnitts und Holzdrucks. Statt der traditionellen Holzschnittmesser verwendet er in der Natur gefundene Steine, um Strukturen in die Holzplatte zu schlagen, und seit seinen Studien in Japan wasserlösliche Farben und Substanzen wie Tusche, Pigment und Graphit zum Einfärben der Druckplatten.
Abseits von druckgrafischen Traditionen erweitern zudem Installation, Performance und Sound seine künstlerische Praxis. Für seine Forschungen auf dem Gebiet ungiftiger und computerunterstützter druckgraphischer Techniken wurde er 2005 mit dem Theodor-Körner-Preis ausgezeichnet.
Er ist Herausgeber (gemeinsam mit Philipp Maurer und Georg Lebzelter) des „im:print – Zustandsprotokolle aktueller Druckgraphik“ und Redaktionsmitglied des „Um:Druck – Zeitschrift für Druckgraphik und visuelle Kultur“ (Hrsg. Philipp Maurer).
Neben seiner Arbeit als freischaffender Künstler unterrichtet er an der Universität für angewandte Kunst Wien sowie als Adjunct Professor im Art Department der Webster University in St. Louis, Missouri. Seit 2014 ist Michael W. Schneider für das Fach „Grafik/Schwerpunkt: Druckgrafik und Printmedia“ an der Universität für angewandte Kunst Wien habilitiert. Ab Oktober 2015 ist er Professor für Holzschnitt an der Tokyo Kokoritsu Geijitsu Daigaku (Tokyo National University of Art).
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